Und in Jene lebt sich's bene. Das hat sich herumgesprochen. Nur knapp 40 Prozent der Einwohner mit Hauptwohnsitz in Jena sind auch wirklich dort geboren. Das bedeutet, dass sechs von zehn Einwohnern in Jena ursprünglich gar nicht aus Jena stammen. Was wiederum für die Attraktivität der Stadt mit gut 107.000 Einwohnern spricht.
Die Gründe für den hohen Anteil an Zugezogenen sind klar. Sechs Branchennetzwerke, gut zwanzig Forschungszentren und -verbünde, fast ein Dutzend Forschungsinstitute, aber vor allem die Studenten der Friedrich-Schiller-Universität samt Klinikum und der Ernst Abbe-Fachhochschule. Dazu kommt eine vielerorts boomende Wirtschaft in zukunftsträchtigen Branchen: Hightech-Branchen im Kleinstadt-Umfeld. Das passt ziemlich oft.
Und so liegt der bisherige Höchstwert von 108.010 Einwohnern im Jahr 1988 in greifbarer Nähe. Doch wird die Universität, die zuletzt fast regelmäßig neue Rekordzahlen an Studenten verkündete, vermutlich in den nächsten Jahren eher weniger Studenten anlocken.
Derzeit studieren an der Uni etwa 18.400 Studenten, davon kamen lediglich 1000 ursprünglich aus Jena. An der Fachhochschule waren es in derselben Zeit knapp 4700 Studenten, wobei nur 560 in Jena geboren wurden. Dazu hat der Forschungsstandort rund 4500 Wissenschaftler, ob als Lehrkräfte, wissenschaftliche Mitarbeiter, oder Forscher, nach Jena gelockt.
Dass Jena nicht nur durch Zuzüge und Geburtenrate wachsen will, sondern auch durch Eingemeindungen, deutete Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) deutlich an. Trotzdem werden in Jena die Wohnungspreise teils astronomisch bleiben. Neben dem Verlust der ICE-Anbindung ein klarer Standortnachteil, aus dem die umliegenden Gemeinden seit langem versuchen zu profitieren.
Die Jenaer – natürlich nicht zu verwechseln mit den in Jena geborenen Jenensern – stammen dabei aus Städten von A wie Aachen (53) bis Z wie Zwickau (383). Von weit her angereist sind 53 registrierte Georgier (Tiflis) oder 77 Moskauer. Doch den allerweitesten Weg hatten 58 Chinesen hinter sich. Vielleicht kein Zufall, da sich die chinesische Gemeinde ja eines regen Zuspruchs erfreut.
Weimar (ca. 2800) vor Gera (knapp 2250) und Apolda (knapp 1370): Das sind nicht ganz überraschend die Städte, aus denen die meisten Neu-Jenaer gekommen sind. Aus Erfurt entscheiden sich mit 1250 Neu-Bürgern nur vergleichsweise wenig Einwohner. Dagegen wohnen übrigens fast 1900 Jenenser lieber in der etwa doppelt so großen Landeshauptstadt.
12 der 20 Städte, aus denen die meisten Jenaer kommen, sind Thüringer Städte. Sachsen ist mit Leipzig (959), Dresden (733), Chemnitz (592) und Zwickau (383) vier Mal vertreten. Aus Halle an der Saale (688), Naumburg (492) und Zeitz (373) stammen die meisten Sachsen-Anhaltiner. Und 835 Berliner ziehen einen Platz in der Saale-Stadt vor. Nach Berlin verschlug es dagegen gleich einmal 4000.
Nach Angaben der städtischen Zahlen, die die Geburtsorte mit mehr als 40 in Jena gemeldeten Einwohnern zugrunde legt, sind fast 18.000 Jenaer aus Thüringen. Aus Sachsen stammen etwa 5500, aus Sachsen-Anhalt gut 4000, aus Mecklenburg-Vorpommern rund 1080 und aus Brandenburg 920 Jenaer. Aus den westlichen Bundesländern zogen weit weniger Menschen nach Jena: Bayern (840), Bayern-Württemberg (fast 400) und aus Hessen knapp 450.
Dabei wurden rund 14.300 Menschen in einem Umkreis von bis zu 50 Kilometern um Jena geboren, knapp 24.000 in einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern und reichlich 34.100 Menschen stammen aus einem Umkreis von bis zu 500 Kilometern, geht weiter aus den Zahlen der Stadt hervor. Zu beachten ist jeweils, dass erst eine Stadt erfasst wurde, wenn die Zahl der Zuzügler mehr als 40 beträgt.
Flüchtlinge gab es Mitte Januar gut 1800 in Jena. Vor allem stammten sie aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Zwei Drittel der Flüchtlinge waren Männer. Laut den Einwohnermeldedaten vom Jahresbeginn hatten 328 Syrer als Wohnort Jena angegeben. Die Zahl der in Jena gemeldeten Iraker und Afghanen lag unter 40.
Interessant ist ein anderer Fakt – wieder unter der Einschränkung, dass erst ab mehr als 40 Jenaern gezahlt wurde: Während aus Polen (ca. 550), Russland (gut 200), der Ukraine (73), der Tschechischen Republik (69) oder Georgien (53) einige Jenaer kommen, liegt die Zahl der Bewohner aus Spanien, Frankreich, Schweiz oder Österreich unter der Grenze, ab dem die Geburtsorte erfasst wurden. . Grund dürfte oftmals die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg sein.
Die Anwendung zeigt alle Geburtsorte, aus denen mehr als 40 heute in Jena gemeldete Menschen stammen (Stand: 31. Dezember 2015) und die ihren Hauptwohnsitz in Jena haben. Das waren rund 77600 Jenaer. Die Daten wurden vom Team Statistik der Stadt Jena bereitgestellt und ausgewertet. Sie basieren auf dem Einwohnermelderegister der Stadt Jena. Bei Entfernungsangaben handelt es sich um die Luftlinie. Je größer die Zahl, desto genauer die Angabe.
Geburtsorte werden im Melderegister als freier Text erfasst. Dies kann zu verschiedenen Schreibweisen der Geburtsorte führen. Daneben gibt es gleichlautende Gemeindenamen für verschiedene Orte, z.B. Halle an der Saale oder Halle in Westfalen. Deshalb kann es zu statistischen Ungenauigkeiten bei der Zusammenführung der Geburtsorte und der Zählung der Personen je Geburtsort kommen, insbesondere bei Geburtsorten in Polen oder Tschechien, bei denen der deutsche als auch der polnische oder tschechische Ortsname (z.B. Gdansk und Danzig) im Melderegister stehen.