CDU und AfD teilen sich Sachsen
Die AfD hat mit 27,5 Prozent in Sachsen ihr bislang bestes Landtagswahlergebnis überhaupt erzielt – ist aber nicht stärkste Kraft geworden. Nach einem wochenlangen Kopf-an-Kopf-Rennen konnte die CDU mit Ministerpräsident Michael Kretschmer die Macht verteidigen – trotz des neuen Tiefstands von 32,1 Prozent. In immerhin 265 der 419 Gemeinden blieb die CDU die Nummer eins. In 153 Gemeinden wurde die AfD Wahlsieger nach Zweitstimmen – mit einem Anteil von bis zu 48,4 Prozent in Neißeaue im Wahlkreis Görlitz 1.
Das Land ist nun in Schwarz und Blau geteilt. Kretschmer kann nicht mehr alleine mit der SPD regieren. Die Sozialdemokraten fahren mit 7,7 Prozent das bundesweit schlechteste Landtagswahlergebnis ihrer Geschichte ein. Selbst in ihren Hochburgen, südlich von Leipzig, sind es nicht mehr als 12,6 Prozent. Zum Regieren werden nun wohl die Grünen gebraucht. Die steigerten sich auf 8,6 Prozent. Sie können wie auch in anderen Bundesländern vor allem in den großen Städten punkten, wie die einfarbigen Hochburgen-Karten zeigen (für alle Parteien bitte ausklappen).
In Sachsen läuft alles auf Kenia hinaus
Für die Regierungsbildung in Sachsen bleibt für eine Mehrheit im Parlament realistisch nur eine Kenia-Koalition - ein Bündnis aus CDU, Grünen und SPD. Doch die Verhandlungen dürften schwierig werden. Das verdeutlichen die Balken: Sie zeigen den Grad der politischen Übereinstimmung der Parteien bei den 38 Fragen des Wahl-O-Mat für diese Landtagswahl an. Aufgeführt sind alle Koalitionen, die rein rechnerisch möglich wären, um mit maximal drei Partnern eine Regierungsmehrheit von mindestens 60 Sitzen zu erreichen. Laut Wahl-O-Mat hat Kenia eine inhaltliche Übereinstimmung von 30 Prozent.
Das einzige rechnerisch mögliche Zweierbündnis wäre politisch undenkbar: eine Koaltion von CDU und AfD. Sachsens Ministerpräsident und CDU-Chef Michael Kretschmer hatte dies kategorisch ausgeschlossen. Bei Wahl-O-Mat-Fragen gibt es zwar eine Übereinstimmung von 72 Prozent - doch beide trennt Grundsätzliches. Auch andere theoretisch mögliche Regierungstrios sind praktisch kaum vorstellbar. Wenn Kenia nicht klappt, bliebe der CDU dann nur noch die Bildung einer Minderheiten-Regierung.
Insgesamt gehören dem neuen Landtag laut Landeswahlleiterin voraussichtlich 119 Abgeordnete an. Wegen formaler Mängel waren bei der Aufstellung der Landesliste der AfD nur 30 Kandidaten zugelassen. Da aber auch Kandidaten Direktmandate erzielten, die nicht unter den ersten 30 Bewerbern auf der Landesliste stehen, kann die AfD mehr Abgeordnete in das Parlament entsenden.
AfD gewinnt überall hinzu - in 14 Gemeinden mehr als 30 Prozent
Anders als bei der Bundestagswahl 2017 und zuletzt bei der Europawahl konnte die AfD zwar diesmal nicht die CDU überholen. Sie löst aber die Linke klar als zweitstärkste Kraft ab – und hat im Vergleich zum 2014 die größten Zugewinne. In ausnahmslos allen 419 Gemeinden sind die Rechtspopulisten im Plus – allein in 14 Gemeinden beträgt der Zuwachs mehr als 30 Prozent. Die Karten zeigen die Gewinne und Verluste der Parteien: Je größer der Pfeil, desto größer das Plus oder Minus in einer Gemeinde.
Großer Verlierer sind die Volksparteien: Die CDU verliert in 410 Gemeinden an Zustimmung und die SPD in 415. Die Linke rutscht bis auf Räckelwitz in der Oberlausitz (niedrige 4,7 Prozent) überall ab. Die FDP konnte zwar vielerorts zulegen, verpasste dennoch den Sprung in den Sächsischen Landtag. Aufsteiger sind aber die Grünen, die in fast 90 Prozent der Gemeinden zulegen konnten. Auf sie wird es jetzt wohl ankommen.